Das Album der Woche: Beartooth mit Disease

Beartooth - Banner

Beartooth bescheren uns das Album der Woche bei EMP. Was Caleb Shomo und seine Jungs so verdammt gut auf den Punkt bringen ist letztendlich eine gesellschaftliche Tragödie. „Disease“ thematisiert die Krankheit Depression so herrlich ehrlich, dass diese nun jeder kapieren sollte. 

Beartooth! Ein Bandname, den man hier und sicher schon vernommen hat. OK, Anhänger der Band Attack Attack! sind natürlich im Vorteil. Hat der Frontmann Caleb Shomo 2012 bei selbiger das Handtuch geworfen. Tja, und was kommt nach der einen Band? Richtig, die nächste! Spätestens dann, wenn gewisse Tattoo-Entwürfe ihren Weg auf sichtbare Stellen gefunden haben. Der seriöse Job der Bank ist damit vom Tisch. Tja, und im Supermarkt Regale einräumen ist auch nicht jedermanns Sache. In dem Falle von Caleb wäre diese Option auch eine Verschwendung bester musikalischer Ressourcen gewesen. OK, sei es drum, denn mit Beartooth hat der Man einfach eine neue Band gegründet, die seit einigen Jahren ihren Weg geht. 

Beartooth machen seit Beginn an „Metalcore meets Punk“

Bereits mit der EP „Sick“ verzückte man den ein oder andere Musikfreund. Anhänger des Sängers hatte die Band eh schon sicher im Sack, was bei der Bühnenpräsenz auch nicht wirklich verwunderlich ist. Die Mischung aus Metalcore und traditionellem Punk sollte auch „Disgusting“ zeichnen, welches ebenfalls bei Red Bull Records erschien. Geschehen im Jahre 2014. Die Personifizierung aus poppigen Hook, schnellen Hardcore-Riffs und einer gehörigen Portion Aggressionen bescherte der Band so einige Erfolge. Man spielte mit Slipknot und den Suicidal Tendencies. Und selbst die britische Festivalbranche – ein wahre Ritterschlag quasi – buchte die Band direkt auf das Leeds und Reading Festival. Nur zur Erinnerung nochmals, dass dort auch Nirvana legendäre Shows abgeliefert haben. „Agressive“ folgte im Jahre 2016, die Touren wurden ausgiebiger, die Fanbase größer. 

Beartooth - Band

Beartooth im Jahre 2018. Aus der Truppe ist ein wahres Live-Monster geworden. Wer die Chance hat, sollte sich die Band anschauen.

„Disease“ thematisiert die Krankheit Depression

Nun, wir schreiben das Jahr 2018, liegt das neue Album „Disease“ vor. Ein Album, welches nun platt daher kommen könnte. Schreit schon der Name schon nach einem „ach Gott, was will uns die Band denn nun einreden“. Aber Moment! „Disease“ thematisiert mit jedem Song eine Krankheit, die bei so vielen Menschen nicht als Krankheit angesehen wird. Depression! Eine Krankheit, die Menschen in den Wahnsinn treibt und das Umfeld kurzerhand mit. Aber eben auch eine Krankheit, die dermaßen viele Menschen in den Selbstmord treibt, dass man beschämt dasteht, ungläubig den Kopf schüttelt und sich fragt, wie eine ganze Gesellschaft diese Krankheit nicht als Krankheit ansehen kann. Caleb Shomo kämpft mit seinen Dämonen, schüttelt sie ab um dann doch wieder von diesen gefangen zu werden. Oder wie er es beschreibt: „It’s always in my head“. Und so heimtückisch die Krankheit ist, so sehr sie aufwühlt und verwirrt, so ist dieses Album ausgelegt. 

Beartooth - Caleb Shomo

Mit Attack Attack! hat Caleb Shomo seine Karriere gestartet. Mit Beartooth startet er aber erst so richtig durch.

Eine höchst emotionale Achterbahnfahrt…

Disease“ startet behutsam mit akustischen Klängen. Während der Hörer sich noch in Sicherheit wiegt, scharrt die Band im Hintergrund mit der Hufe. „Greatness Or Death“ startet nach wenigen Sekunden mit einem wahren Gewitter aus Gitarren, Schlagzeug und einem Geschrei der Sonderklasse. Shomo rast, agiert und stellt klar, dass man sicherlich keinen Kuschelkurs erwarten kann. Der Titelsong „Disease“ macht da weiter, wo der Opener aufgehört hat. Fette Riffs, schmissige Hooks und jede Menge Scream, Verzweiflung und glorreiche Totalausfälle seitens Shomo. Man spürt geradezu die Verzweiflung des Mannes und dies ist hier perfide geil – ohne auch nur im Ansatz die thematisierte Krankheit verunglimpfen zu wollen. Über 12 Songs hinweg manifestieren sich Sing-A-Longs im Gehörgang, ebenso wie unfassbar straighte und tighte Momente. Es blitzt der Punk durch, wie er feiner nicht sein könnte. 

Beartooth - Cover

Das Artwork lässt es bereits vermuten. „Disease“ handelt von der Krankheit Depression.

… und zurecht das Album der Woche bei EMP

Doch kann das Album mit den Vorgängern gleichziehen? Dieses sogar überholen? Oh ja, denn Songs wie „Bad Listener“ sind böse und räudig. „Fire“ wuchtiger und „You Never Know“ authentischer. In sich geschlossen, ist „Disease“ ein schlüssiges Album, welches im ersten Moment eventuell bedächtiger erscheinen kann. Aber wie so oft im Leben, sollte man zwischen den Zeilen lesen und wer sich die Mühe macht, der wird mit „Disease“ von Beartooth ein Album entdecken, welches so gnadenlos gut ist, dass es zurecht das Album der Woche ist. 

Kategorien: musik Peter

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