"Full Metal Village Dokumentation" DVD
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| Artikelnummer: | 677152 |
|---|---|
| Titel | Full Metal Village Dokumentation |
| Laufzeit in Minuten | 90 |
| Regisseur | Cho Sung-Hyung |
| Erscheinungsdatum | 20.03.2013 |
| Produkt-Typ | DVD |
|---|---|
| Medienformat | DVD |
von Matthias Mader (27.09.2007) Kühe grasen zufrieden auf der friesischen Wiese, zwei ältere Damen tauschen Kuchenrezepte aus, Bauer Trede präsentiert stolz seinen täglich zehn Zentimeter wachsenden Mais. Die Kamera schwenkt, sich dem Zeitlupentempo nähernd, durch menschenleere Dorfstraßen. Wer von einem Film über Wacken Konzert-Mitschnitte von Children Of Bodom oder Interviews mit Dimmu Borgir erwartet, der dürfte enttäuscht sein. "Full Metal Village" ist weniger ein Tribut an das Festival (die beiden Macher Thomas Jensen und Holger Hübner kommen gar nicht vor), als eine Dokumentation dörflichen Lebens in Deutschland. Die Regisseurin Sung-Hyung Cho, in Seoul geboren, mit Studienabschluss in Marburg, nennt ihren preisgekrönten Streifen deswegen auch provozierend bis ketzerisch Heimatfilm. Die schmächtige Südkoreanerin (Lieblingsalbum "British steel") hegt durchaus Sympathien für die Metal-Szene, hält in ihrem Film aber auch dann gnadenlos drauf, wenn es bereits wehtut. So wünscht sie die 16-Jährige Katrin nichts sehnlicher, als einen Tag mit deutschen Soldaten im Schützengraben zu verbringen (weil ihre aus Ostpreußen stammende Oma so romantische Geschichten über den 2. Weltkrieg erzählt). Ein Film zum Nachdenken!
Den etwas anderen Heimatfilm liefert die gebürtige Koreanerin Cho Sung-Hyung mit einer unterhaltsamen bis urkomischen Doku über das verschlafene norddeutsche Nest Wacken, das einmal im Jahr zum Metal-Mekka mutiert. In Schleswig-Holstein, da ist die Welt noch in Ordnung. Kühe grasen auf Wiesen, die Felder scheinen einer landwirtschaftlichen Postkartenidylle entsprungen. Doch einmal pro Jahr findet hier das beliebteste Heavy-Metal-Festival Deutschlands statt, ein Open Air, das auch internationales Publikum anzieht. Zwei Welten prallen dann aufeinander, zwei Kulturen, die sonst fast überschneidungsfrei nebeneinander existieren. Wie die 1800-Seelen-Gemeinde mit dem kuriosen Phänomen von 40.000 lautstarken Headbangern umgeht, beschreibt Cho Sung-Hyung in einer amüsanten Studie mit humorvollen Tönen, wofür ihr unter anderem der renommierte Max-Ophüls-Preis verliehen wurde. Das eigentliche Event bleibt bis auf den Schluss nur Hintergrund und bildet den Anlass für die Anatomie eines Dorfes, die mit einer gemächlichen Rundfahrt beginnt. In fast essayistischer Manier lernt man einige Einwohner kennen. Nichts kündet von dem alljährlichen Ausnahmezustand, von dem Tierschädel des Wacken Office mal abgesehen. Und doch hat sich das Open Air in die Identität der Menschen eingegraben. Die Bauern Trede und Plähn geben Einblick in ihren Ehe- und Arbeitsalltag sowie die Freizeitgestaltung - Tanzkurse, Stammtischabende, Blasmusikkapellen - was ältere Herrschaften eben so zu tun pflegen. Die Dorfjugend ist in der Minderzahl: Es gibt kaum mehr als zwei dem Schlankheitswahn verfallene Landpomeranzen, die 16-jährige Katrin und ihre Freundin, die von der Modelkarriere träumen und sich auf das Treffen freuen. Nicht so Katrins Oma Irma, die beim Kaffeekränzchen mit ihrer Bekannten Horrorgerüchte von blasphemischen Teufelsanbetern und ihrer schauerlichen Metalmusik zum Besten gibt. Kurz darauf erzählen die beiden Heimatvertriebenen von der Flucht aus Ostpreußen über das gefrorene Haff - nicht der einzige Moment, der einem nahegeht. Mit dem unbefangenen Blick einer Ausländerin entdeckt Cho in diesen schräg-komischen Interviews überaus sensibel das Menschliche. Die Befragten verkünden dann im steifen norddeutschen Akzent die irrsten Ansichten und lassen sich zu den eigentümlichsten Aussagen hinreißen. Solche Originale, herrlich kauzig und auch provinziell naiv - doch immer liebenswert - sind der Trumpf des Films, der das Zeug zur Doku des Jahres hat. tk.