"World coming down" CD von Type O Negative

von Sonja Angerer (10/99) Wenn eine Band es verdient hat, den Schlußpunkt unter die Neunziger zu setzen, dann ist das Type O Negative. Das tun sie auch mit ihrem fünften Album, und nicht zu knapp: Mit etwa 74 Minuten Spielzeit erreicht der Silberling fast die Länge eines Doppelalbums. Wobei dankenswerterweise Masse nicht vor Klasse geht, obwohl "World coming down" etwas sperriger wirkt, als der relativ radiotaugliche Vorgänger "October rust", vor allem durch die epische Breite der Stücke: Allein der Titeltrack ist gut elf Minuten lang, kein reguläres Stück unterschreitet die Sechs-Minuten-Grenze, nur die drei Interludes "Sinus", "Liver" und "Lung" bleiben im Minutenbereich. Schmerzlich intensiv scheinen sich die neuen Stücke an "Bloody kisses" zu orientieren, besonders eindringlich wirkt Steeles Klage in "Everyone I love is dead", dem Herzstück des Albums: Schmerz und Verlust, nicht mehr Sex und Erotik, sind die Hauptthemen dieses wie alter Rotwein gereiften Albums. Steele und Silver haben als Produzenten augenscheinlich großen Wert auf die Feinheiten gelegt, so daß die zwölf Stücke bei mehrmaligem Hören einen unerhörten Reichtum an Details preisgeben: Mit diesem Album kommt Ihr durch den Winter, und wenn die Welt am 31.12. tatsächlich untergeht - dies ist der einzig stilvolle Soundtrack dazu. (Sonja Angerer - 10/99)