Gothic Gedichte

Die Gräberpoesie ist vermutlich der Grund dafür, dass die Schwarze Szene sich noch heute gerne mit der Dichtkunst beschäftigt. Mitte des 18. Jahrhunderts schrieben die Gräberpoeten über und sogar auf dem Friedhof. Themen wie Einsamkeit, Tod und Vergänglichkeit standen im Mittelpunkt ihrer Werke. Gothics sind nicht unbedingt mit der Literaturgeschichte vertraut, aber sie profitieren von ihren Ausläufern.


Gedichte können melancholisch sein, traurig, kunstvoll, gedankenverloren oder auch wütend. Auf jeden Fall hat Poesie mit intensiven Gefühlen und einer introvertierten Sicht auf die Welt zu tun - und das passt ganz hervorragend zur Gothic Szene. Doch nicht nur das Lesen von Gedichten ist beliebt, auch das Schreiben von Gedichten ist bei Gruftis weit verbreitet. Die einschlägigen Szenemagazine hatten und haben eigene Rubriken, in denen die „schwarze“ Leserschaft ihre Reime veröffentlichen kann. Es wurden sogar schon Sonderhefte mit Gedichten von Lesern herausgebracht.


Auch auf der Bühne ist nicht Schluss mit den Reimen. Einige Künstler greifen in ihren Songs bekannte Dichtungen auf. Der Song Annabel Lee von den Cruxshadows beschäftigt sich zum Beispiel mit dem gleichnamigen Gedicht von Edgar Allen Poe. Die Band Tanzwut griff die Ballade um den „Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe auf, während The Cascades Goethes Hexeneinmaleins zum Besten gaben. Auch die Band Omnia war schon in Sachen Poesie unterwegs. Sie hat Edgar Allen Poes Gedicht „The Raven“ vertont. Glaubt man Wikipedia, dann hat eine international angelegte Studie ergeben, dass 48 % der befragten Gothics sich mit Lyrik und Poesie beschäftigen. Die Songtexte der „Neuen Deutschen Todeskunst“ erinnern übrigens sehr oft an Lyrik und Poesie.