Das Album der Woche: Soen mit Imperial

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Soen kommen aus Schweden und haben das Album der Woche im Gepäck. Die Band um den ehemaligen Opeth-Drummer zeigt sich mit „Imperial“ derart abwechslungsreich, dass man von einer Achterbahnfahrt sprechen muss. Kein Wünsch sollte für Freunde progressive Klänge offen bleiben. Super Album und absolute Empfehlung!

Soen sind eine dieser Bands, die nach einigen Alben immer noch sträflich unterbewertet sind. So sehr sich die Schweden auch ins Zeug gelegt haben, der Erfolg ist wahrlich nicht so, wie es ihn diese Ausnahmeband verdient hätte. Nun kann man sich auf Fehlersuche begeben, das Haar in der Suppe suchen und Vergleiche ziehen. Kann man, sollte man aber sicherlich nicht. Soen haben sich längst von Opeth freigeschwommen. Musikinteressierte haben eventuell zur Kenntnis genommen, dass Gründer Martin López legendäre Alben mit Opeth eingespielt hat. Der Drummer war Teil von „My Arms, Your Hearse“, „Blackwater Park“ und eben „Still Life“. Bis „Ghost Reveries“ an der Seite von Michael Åkerfeldt, zog er 2005 den Stecker und widmete sich seinem Privatleben und dann eben Soen. 2012 sollte der Einstand für Soen in Form des Debüts „Cognitive“ sein, „Tellurian“ folgte 2014. Spätestens mit „Lykaia“ aus dem Jahre 2017 rechnete man mit einem Durchbruch. 

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Das Gespann Martin und Joel funktioniert auch 2012 herrlich. (c) by Inaki Marconi

Mit „Imperial“ legt man nun nach

Doch aus diesem wurde nichts, wie man es sich als Fan erster Stunde erhoffte. Musikalisch auf allerhöchstem Niveau, fern ab von dem, was man Etappensieg definieren würde. Das 2019er-Album „Lotus“ sollte eine Kehrtwende einläuten. Man nahm die Band wahr, Festivals gaben der Band attraktive Slots und dennoch blieb diese Träne im Auge. Warum um Alles in der Welt schlug diese Band nicht ein? Über den Umstand, dass López ein Ausnahme-Schlagzeuger ist, muss man wahrlich keine Worte verlieren. Auch Sänger Joel Ekelöf lässt keinerlei Kritik zu. Die Musik selbst ebenfalls nicht, auch wenn immer wieder Opeth-Vergleiche gezogen wurden. Diese – und das muss man in aller Deutlichkeit sagen – sind derart abwegig, dass man jegliche Diskussion direkt im Keim ersticken kann. Mit „Imperial“ setzen Soen nun ein neues Lebenszeichen. Album Nummer 5, welches im Kern typisch Soen ist, wenn auch gravierende Unterschiede erkennbar sind. Doch „Imperial“ geizt nicht mit Reizen!

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Das fünfte Album aus dem Hause Soen. „Imperial“ besticht von Vorne bis Hinten.

Soen lassen keine Wünsche offen

„Imperial“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die keinerlei Wünsche übrig lässt. Bereits der Opener „Lumerian“ lebt von einem derart tighten und durchschlagkräftigen Drumming, dass bereits die ersten 20 Sekunden dem Fan die Freudentränen in die Augen treiben dürften. Doch Soen wären eben nicht Soen, wenn nicht die gnadenlos guten Gesangslinien von Joel auftauchen würden. Stimmlich über sich hinauswachsend, fällt einem insbesondere der direktere und natürliche Klangfarbe des Mannes auf. Live immer wieder der „Aha-Effekt“, schaffen es Soen eben genau hier diesen Moment einzufangen und auf einen Tonträger zu pressen. „Deceiver“ ist ein astreiner Ohrwurm, welcher bereits im ersten Durchgang im Ohr hängen bleibt. Und dennoch bewegt man sich keinesfalls auf einem kitschigen Parkett. Fern ab von dem, was Radiostationen spielen, schaffen es Soen dennoch, dem Song einen gewissen Mainstream zu verpassen. Breaks, Hooks und wieder ein perfide gutes Drumming inklusive.

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Soen und Opeth: Vergleiche, die immer wieder aufkommen, sich aber jeglicher Grundlage entziehen. (c) by Ola Lewitschnik

Der Hang zur Dramaturgie – Ohne Kitsch und Peinlichkeit

Mit „Monarch“ und „Antagonist“ haben Soen bereits vorab 2 Singles veröffentlicht, welche das Können der Band herrlich auf den Punkt bringt. Selbst die sozial-kritischen und direkten Texte punkten und machen die Songs zu dem, was sie sind: Großartig arrangierte und umgesetzte Musik! All den eruptiven Ausbrüchen gegenüber stehen Balladen wie „Fortune“ und „Illusion“, die streckenweise mit Blues, vor allem aber mit dem gewissen Extra auffahren. Soen reduzieren sich selbst auf das Wesentliche, schmücken nicht krampfhaft aus, sondern besinnen sich auf ihre Stärken. Ein gewisser Hang zur Dramaturgie ist nicht von der Hand zu weisen, wie es auch in „Modesty“ zweifelsohne ausgelebt wird. Unter dem Strich bekommt der Fan 8 Songs, die wahrlich ein Must-Have für Prog-Freunde sind. Unfassbar schöne Melodien, mitreissende Rhythmen, gewitzte Riffs und der Tatsache, dass Soen wohl das Non-Plus-Ultra als Band sind. Unser Album der Woche!

Kategorien: musik Peter

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