Politik

Die Schwarze Szene hat keine allgemeine politische Ausrichtung und darf sogar als unpolitisch eingestuft werden. Dennoch wird häufig versucht, sie in eine politische Ecke zu drängen, oder sie für eine spezielle Ideologie zu vereinnahmen. Die meisten Gothics haben natürlich - ohne direkten Bezug zur Szene - eine politische Haltung oder Meinung und positionieren sich deutlich gegen diese Vereinnahmung.


Seit den 1990er Jahren entwickelt sich in der Szene immer mehr Wiederstand gegen die Vereinnahmung durch rechte Ideologien. Damals wurden durch Medien oder linksradikale Organisationen immer wieder rechtsideologische Tendenzen in der Szene vermutet, weil politisch umstrittene Künstler wie Von Thronstahl, Der Blutharsch oder Blood Axis in einem kleineren Teil der Szene Bühnen und Publikum fanden. Rechtsgerichtete Medien konstruierten daraus eine Art Verwandtschaft und zeigten sich begeistert, dass die Gothics sich für diese Form von Musik interessieren.


Mitte der 90er führte das zu einigen Initiativen innerhalb der Gothic-Szene, die sich deutlich gegen rechtsgerichtete Ideologien stellten und Bands mit diffusem politischem Hintergrund ablehnten. Auch wenn ein Großteil der Szene-Mitglieder als politisch uninteressiert eingestuft werden kann, so bewegen sich die meisten in einer linksalternativen Ideologie und lehnen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie strikt ab. Viele engagieren sich auch gegen diese Phänomene, nehmen an Demonstrationen teil und beteiligen sich an Projekten „gegen rechts“.


Daher stoßen auch Uniformen, die häufig als modisches Accessoire dienen und provozieren sollen, bei den meisten Szene-Mitgliedern auf Ablehnung. Nicht zuletzt, weil einige Uniformen an eine dunkle Vergangenheit bedienen – diesmal dunkel in negativem Sinn!


Obwohl man sich in der Vergangenheit oft genug gegen eine politische Vereinnahmung gestellt hat, wird die Szene nicht müde, sich selbst zu kontrollieren und sich gegen Entwicklungen innerhalb der Szene zu stellen. Nicht etwa, um jemanden auf seine politische Seite zu ziehen, sondern um den schwarzen Schutzraum zu bewahren, in dem auch Politik keine Rolle spielt.